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Arnold Schönberg besaß über 400 Schallplatten mit eigenen Kompositionen, fremden Werken sowie vereinzelten Sprachaufnahmen. Professionelle Produktionen stehen neben dokumentarischen Mitschnitten, die ein vielschichtiges Bild von Reproduktionsästhetik wie Aufnahmetechnik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnen und Leben und Werk eines über Länder und Kontinente hinaus wirkenden Komponisten dokumentieren.

Die Tonobjekte – darunter einige Unikate – blieben Jahrzehnte in Kalifornien, wo Schönberg nach seiner Emigration 1933 bis zu seinem Tod 1951 gelebt hatte. 1998 wurde die klingende Flaschenpost nach Wien transferiert und erst vor kurzem von der Österreichischen Mediathek geöffnet.

Im April 2019 übernahm die Österreichische Mediathek Schönbergs Schallplattensammlung aus dem Archiv des Arnold Schönberg Center zur Digitalisierung und Langzeitsicherung. Die Sammlung umfasst Schellack- und Selbstschnittplatten aus dem Besitz des Komponisten, Aufnahmen und Testpressungen seiner Werke sowie einige private Sprachaufzeichnungen. Die Tonträger wurden in der Österreichischen Mediathek digitalisiert und für die Verwendung in einer Online-Ausstellung digital restauriert.

Über die musikalische Bedeutung hinaus ist der Nachlass Zeugnis einer transatlantischen Biographie. Die frühesten Audio-Dokumente gehen auf Arnold Schönbergs Zeit in Berlin und sein zunehmendes Engagement für den Rundfunk zurück. Trotz aller Kritik nutzte der technischen Neuerungen aufgeschlossene Komponist Medien zur Tonaufzeichnung auf vielfältige Weise. Im amerikanischen Exil entstanden gemeinsam mit seiner Frau Gertrud und Tochter Nuria Sprachaufnahmen, die mittels Selbstschnittplatten als Grußbotschaft an Henriette Kolisch, Schönbergs damals noch in Wien lebende Schwiegermutter, gesendet werden sollten. Nach dem Krieg wurden Schallplatten wichtiges Kommunikationsmittel im Kontakt mit der Alten Welt. Aus Europa erhielt der Komponist mehrfach Tondokumente zum wiederaufblühenden Konzertwesen, die ihm Hoffnung auf ein Weiterleben seines Schaffens unabhängig von seiner direkten Einflussnahme machten.

Link: Online-Ausstellung