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Koalitions-Schach
Brett: Tusche auf Papier
Figuren: Mischtechnik
ca. 1920 – 1925
B S Arnold Schönberg Center, Wien
Schönberg entwickelte sein Koalitions- oder
Bündnis-Schach in der ersten Hälfte der 1920er Jahre. Bei dem Regelkompendium handelt es sich um einen differenzierten, in seinen Kräfteverhältnissen
ausbalancierten Entwurf mit
sehr eigenwilligen und originären Elementen.
Schönbergs Schach stellt eine Erweiterung des traditionellen Schachspieles dar. Gespielt wird von vier Parteien, zwei »Großmächten« (Gelb, Schwarz) und zwei »Kleinmächten« (Grün, Rot), die in den ersten drei Runden Koalitionen
eingehen können. Statt über sechs verschiedene
Figuren wie das traditionelle Schach verfügt das Koalitions-Schach über Figuren mit neun Gangarten. Ihre Bewegungsregel wird entweder vom traditionellen Schach übernommen, oder, bei den drei neuen Figuren, aus zwei alten Figuren zusammengesetzt. Arnold Schönbergs Figuren bleiben gegenständlich,
sie versinnbildlichen das vielleicht ursprüngliche
Motiv des Heeres in moderner Form. Die
Figuren, ihre Bezeichnungen und Verteilung
entsprechen den Erfahrungen Schönbergs mit
der Kriegsmaschinerie des Ersten Weltkrieges.
Rot symbolisiert die Luftstreitkräfte (Flieger), Grün die Marine (U-Boote), die Großmächte Gelb und Schwarz verfügen über das militärische
Arsenal der Landstreitkräfte. Schönberg konzipiert jedoch, und darin liegt seine Besonderheit, kein Kriegsspiel, dem agonalen Kampf ist die Anstrengung der Diplomatie, die Verhandlung der Spieler über mögliche Koalitionen vorausgesetzt.